Stuhlprobe - "Politik trifft Selbsthilfe"

Am Montag, den 13.10.2014 fand in der Magdeburger Johanniskirche eine Diskussionsrunde mit Politikern und Selbsthilfevertretern statt.

 

Petra Grimm-Benne (SPD), Dagmar Zoschke (Die Linke) und Angela Gorr (CDU) diskutierten vor allem Fragen der Finanzierung der Selbsthilfestrukturen. Frau Dr. Girke als derzeitige Vorsitzende der Liga der Freien Wohlfahrtspflege moderierte die Gesprächsrunde. Dabei betonten die Vertreterinnen der Fraktionen, wie hoch ihre Anerkennung und Wertschätzung gegenüber der ehrenamtlichen Arbeit ist, die von Betroffenen für Betroffene geleistet wird. Dennoch erhalte die Selbsthilfe in Sachsen-Anhalt keine staatliche Unterstützung, wie in anderen Bundesländern.

 

Das Land fördert seit 2012 die Selbsthilfe nicht mehr. Begründet wurde dies im Hinblick auf die Freiwilligkeit der Leistungen und den immensen Verwaltungsaufwand. Die Krankenkassen hingegen haben einen gesetzlichen Auftrag zur finanziellen Unterstützung und kommen diesem auch nach. Da diese Förderung allein nicht ausreicht ist die Selbsthilfe auf weitere Zuschüsse angewiesen.

 

Die Politikerinnen verwiesen im Gespräch auf die Zuständigkeit der Landkreise und Kommunen. Die Selbsthilfe müsse sich zum Einen in den Sozialausschüssen vor Ort zeigen, zum Anderen wird die Empfehlung gegeben, auch Politiker außerhalb des Sozialressorts anzusprechen.

 

Die Diskussionsrunde fand zu einem guten Zeitpunkt statt. Derzeit finden Haushaltsberatungen für die Förderperiode 2015/2016 statt.

 

Etwa 100 Personen verfolgten in der Galerie der Johanniskirche die hitzige Diskussion. Mehrere Selbsthilfevertreter machten ihrem Ärger Luft und verdeutlichten, dass sie nach jahrelangem ehrenamtlichen Engagement nicht betteln gehen werden, um eine minimale finanzielle Unterstützung für Raummiete, Porto, Telefonkosten und Fahrgeld zu erhalten.

 

Im weiteren Gespräch wurde überlegt, einen „Tag der Selbsthilfe“ zu initiieren. In Anlehnung an Aktionstage rund um den 5.Mai (Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen), könnte sich die Selbsthilfe gemeinschaftlich präsentieren, mit Menschen ins Gespräch kommen, Politiker einladen und sich selbstbewusst der Öffentlichkeit zeigen. Die anwesenden Politikerinnen unterstützten diese Idee.

 

Der Name „Stuhlprobe“ zielt auf die Vorstellung vieler Menschen ab, Selbsthilfe finde noch immer ausschließlich im Stuhlkreis auf harten Holzstühlen statt. Die Diskutanten durften nach der Veranstaltung zur Erinnerung an den Abend ihren Stuhl mit in den Landtag nehmen. Auf diesem stehen noch einmal die Forderungen der Selbsthilfe, um sie nicht aus den Augen zu verlieren: Wertschätzung, Anerkennung, Unterstützung und Landesförderung.

 

Die Veranstaltung wurde vom Selbsthilfeforum Sachsen-Anhalt mit Unterstützung des PARITÄTISCHEN organisiert und durch die IKK gesund plus finanziert.